Von Rollmöpsen lernen – sich nie wieder zu verbiegen

In die­sem Artikel erfährst du, wie ein ein­ge­leg­ter Rollmops dir bei­brin­gen kann, dich nicht zu ver­bie­gen und stets authen­tisch zu blei­ben.

Bei uns daheim gab es in mei­ner Kindheit bei Feiern am Buffet immer sau­er ein­ge­leg­te Rollmöpse. Das ist ein auf­ge­roll­ter sau­rer Hering mit Gewürzgurke und Zwiebelringen dar­in.

Und wenn ich dar­an zurück­den­ke, habe ich vier Situationen vor Augen, die bei jeder Familienfeier auf­tauch­ten:

  1. Einige Familienmitglieder kann­ten und lieb­ten die Rollmöpse und grif­fen direkt mit Freude und beherzt zu.
  2. Andere blick­ten leicht ange­wi­dert auf die Rollmöpse. Sie haben sie eines Tages mal pro­biert und emp­fan­den sie sei­en wider­lich.
  3. Gäste, die noch nie in ihrem Leben einen Rollmops pro­biert haben. Sie besit­zen den­noch eine Meinung: Das Aussehen und der Geruch schreck­ten sie ab. Sie woll­ten den Rollmops gar nicht erst pro­bie­ren. Ihre Meinung war vor­ge­fer­tigt: „Etwas, dass so aus­sieht und riecht wie ein Rollmops, kann gar nicht schme­cken!“
  4. Und die­je­ni­gen, die eben­falls noch nie einen Rollmops kos­te­ten. Sie wuss­ten nicht, wie er schmeckt. Doch sie waren neu­gie­rig und offen. Deswegen nah­men sie einen, um her­aus­zu­fin­den, wie er ihnen schmeckt.

Und bei Punkt vier gibt es dann wie­der­um zwei Möglichkeiten. Entweder sie fan­den den Rollmops lecker und wer­den in Zukunft immer mal wie­der einen Rollmops essen oder sie mögen Rollmöpse nicht und las­sen in Zukunft die Finger davon.

Wenn du dir das vor Augen führst, gibt es vier Typen von Menschen:

Typ 1: Der, der Rollmöpse mag.
Typ 2: Der, der Rollmöpse wider­lich fin­det.
Typ 3: Der, der Rollmöpse nicht kennt, doch ohne sie ken­nen­ge­lernt zu haben, Rollmöpse ablehnt.
Typ 4: Der, der Rollmöpse nicht kennt, sie pro­biert und mag.

Jetzt, wo du weißt, wie Menschen mit Rollmöpsen am Buffet umge­hen, wirst du mir wahr­schein­lich zustim­men, dass die­se vier unter­schied­li­chen Vorgehensweisen das Normalste der Welt sind. Es ist rei­ne Geschmacksache, wer etwas mag oder nicht.

Kannst du mit jeman­dem befreun­det sein, wenn die Person Rollmöpse ablehnt, du sie jedoch köst­lich fin­dest? Na klar!

Doch was Menschen trei­ben, ist absurd. Sie haben die­ses Wissen und machen dann, um in unse­rem Bild zu blei­ben, Folgendes:

Sie befin­den sich als Rollmops auf den Teller mit Rollmöpsen.
Immer wie­der sehen sie, dass Menschen an ihnen vor­bei­lau­fen und sie nicht auf den Teller legen. Sie füh­len sich abge­lehnt und den­ken, dass es dar­an lie­ge, dass sie Rollmöpse sei­en. Wären sie doch in einer ande­ren Schale. Die Frikadellen wer­den immer wie­der auf den Teller gepackt.

Folglich bemü­hen sich die Rollmöpse irgend­wie auf den Teller der Frikadellen zu kom­men, da sie auch aus­ge­wählt und geges­sen wer­den wol­len. Manche ver­su­chen sogar aus­zu­se­hen wie eine Frikadelle. Doch was pas­siert, wenn sie es tat­säch­lich schaf­fen? Vielleicht greift jemand zu und erwischt einen Rollmops, der sich freut end­lich aus­ge­wählt zu wer­den. All das war nur des­we­gen mög­lich, weil er sich wie eine Frikadelle gab. Und mit lau­ter Vorfreude sah sich der Rollmops kur­zer­hand auf der Gabel und wur­de zum Mund geführt – es fühl­te sich alles rich­tig an. Und dann, kaum im Mund ange­kom­men, wur­de er ange­wi­dert aus­ge­spuckt. Während der Rollmops hart auf dem Tisch auf­schlug, ver­nahm er trau­rig: „Was ist dass denn für eine Frikadelle? Widerlich!“

Spätestens jetzt soll­te dir klar sein, dass du die­ser Rollmops bist.

Um ande­ren zu gefal­len, ver­su­chen Menschen immer wie­der sich anzu­pas­sen. Sich so zu ver­än­dern, dass sie ver­meint­lich ande­ren end­lich gefal­len kön­nen.

Allerdings sind Menschen mit fei­nen Antennen aus­ge­stat­tet. Oftmals kön­nen sie es nicht beschrei­ben, doch das Bauchgefühl sagt ihnen, dass etwas nicht stimmt, wenn du dich ein­fach bloß ver­stellst.
Jemand, der Rollmöpse schlicht nicht mag, wird sie nicht dadurch essen, weil sie in einer Schale mit Frikadellen lie­gen. Und wenn er es macht, wird die Reaktion offen­sicht­lich fol­gen: Er mag sie nicht!

Diese Erkenntnis kann gut­tun. Denn oft­mals bezie­hen wir nega­ti­ve Kommentare, komi­sche Blicke und Ablehnung auf uns. Wir neh­men es per­sön­lich und mei­nen, dass wir uns ver­än­dern müss­ten, um ande­ren end­lich zu gefal­len.

Wenn wir eine Sache von Rollmöpsen ler­nen kön­nen, dann Folgendes:

  1. Es gibt Menschen, die dich mögen.
  2. Es gibt Leute, die dich nicht lei­den kön­nen.
  3. Es gibt Personen, die dich zwar nicht ken­nen und den­noch ableh­nen.
  4. Es gibt wel­che, die dich nicht ken­nen, dich ken­nen­ler­nen wol­len und dann ableh­nen oder mögen.

Beachte bit­te, dass nicht jede Ablehnung etwas mit dir zu tun hat. Denn oft­mals erin­nerst du mit dei­nem Verhalten, dei­nem Duft, dei­ner Art, dei­nem Habitus … die­se Menschen an Personen, die sie nicht lei­den kön­nen. Und die­se Antipathie pro­ji­zie­ren sie – oft­mals unbe­wusst – auf dich.

Doch natür­lich kann es sein, dass dich jemand ken­nen­ge­lernt hat und dich nicht mag. Vielleicht, weil sie ein ande­res Lebenstempo auf­wei­sen oder ande­re Ansichten haben und mit dir viel­leicht über- oder unter­for­dert sind.

Ab jetzt lernst du kei­ne Menschen mehr ken­nen, die dich ableh­nen; das Einzige, was du erfährst, ist, ob dein Gegenüber guten Geschmack besitzt.

Du brauchst nicht mehr zwei­felnd auf die attrak­ti­ve Person an der Bar zuzu­ge­hen. Nie wie­der unsi­cher neu­en Leuten begeg­nen. Denn es geht nicht dar­um. Du bist der­je­ni­ge, der ein­fach nur schaut, ob sein Gegenüber einen guten Geschmack besitzt.

Für mich ein wun­der­schö­ner und heil­sa­mer Gedanke. Und viel­leicht auch für dich.

Wenn es dir in einer Form gehol­fen hat, dann las­se es mich im Kommentar ganz unten auf der Seite wis­sen.


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