Fülllaute und Füllwörter – Sprich ohne Ballast

„Ähm, also eigent­lich wür­de ich, eh, sagen, dass das Thema Füllwörter und Fülllaute so rich­tig wich­tig ist, aber, tja, na gut, hm, wir schau­en uns das Thema qua­si ein­fach mal an.“
Der Satz quillt über vor Füllwörtern und Fülllauten. Gerade in der gespro­che­nen Sprache sind Füllwörter und ‑lau­te häu­fig anzu­tref­fen, da sie zumeist unbe­wusst genutzt wer­den.

Warum sie stö­ren und wie du sie aus dei­nem Wortschatz strei­chen kannst, erfährst du in den nächs­ten Minuten.

Fülllaute – Aufmerksamkeitskiller im Gespräch

Die meis­ten Menschen nutz­ten Füllwörter wie „ehm“, „hm“ und „äh“ wenn sie kur­ze Denkpausen haben oder ihre Gedanken im Kopf sor­tie­ren. Diese Fülllaute haben kei­ne kon­kre­ten seman­ti­schen Nutzen, son­dern die­nen dazu, die ver­ba­le Kommunikation flüs­si­ger zu gestal­ten und Pausen zu über­brü­cken, wäh­rend der Sprecher die rich­ti­ge Formulierung sucht oder den nächs­ten Gedanken plant.

Je häu­fi­ger die­se Fülllaute im Gespräch vor­kom­men, des­to stö­ren­der sind sie. Gleichzeitig wir­ken Sprecher, die vie­le die­ser Fülllaute nut­zen, auf ihr Gegenüber dilet­tan­tisch.

Den Rekord hält in mei­ner Praxis ein Verkäufer am Telefon inne, der 32 Mal in der Minute den Fülllaut „ähm“ ver­wen­de­te. Seine Erfolgsquote war ver­schwin­dend gering.

Und erst vor eini­gen Tagen wur­de bei uns im Unternehmen eine Neuerung für Mitarbeiter via Telefonkonferenz vor­ge­stellt. Die in sol­chen Dingen unge­üb­te Person, die die Moderation über­nahm, schaff­te in fünf Minuten Redeanteil 38 Mal „äh“ und „ehm“ zu nut­zen.

Gerade infla­tio­nä­re Nutzung von Fülllauten stört ein Gespräch immens und signa­li­siert dei­nem Gegenüber Unsicherheit und Unprofessionalität.

Wie werde ich Fülllaute los?

Es gibt nur einen Weg, Fülllaute ein für alle Mal los­zu­wer­den: Üben, üben, üben.

Um Fülllaute as dem eige­nen Wortschatz zu strei­chen, ist es wich­tig, Sicherheit und Ordnung in die eige­nen Formulierungen und Gedanken zu brin­gen.

Hierzu musst du dir für jede Gesprächssituation über­le­gen, was und wie du etwas sagen willst. Nur so wirst du weni­ger Denkpausen haben, die ursäch­lich für Fülllaute sind.

Um den Ist-Zustand her­aus­zu­fin­den, zeich­ne dei­ne Verkaufsgespräche auf und prü­fe sie auf Fülllaute. Mache eine Strichliste, wie oft du sie hörst und tei­le die Anzahl der Fülllaute durch die Aufnahmezeit in Minuten, um her­aus­zu­fin­den, wie vie­le Fülllaute du pro Minute nutzt.

Es gibt kei­ne all­ge­mein­gül­ti­ge Antwort auf die Frage, wie vie­le Fülllaute pro Minute unpro­ble­ma­tisch sind. Die Anzahl der akzep­ta­blen Fülllaute hängt von ver­schie­de­nen Faktoren ab. In einer locke­ren Unterhaltung sind mehr Fülllaute üblich und akzep­ta­bel als in einer for­mel­len Präsentation. Manche Menschen ver­wen­den von Natur aus mehr Fülllaute als ande­re, ohne dass dies dem Gesprächspartner nega­tiv auf­fällt, da der Gesprächsfluss kaum gestört wird und er den­noch flüs­sig und ver­ständ­lich spricht.

Faustregel: Die meis­ten Zuhörer neh­men bis zu fünf Fülllaute pro Minute nicht als stö­rend wahr.

Übungen zum Loswerden von Fülllauten:

Wenn du pro­fes­sio­nel­ler, siche­rer und wort­ge­wandt auf­tre­ten möch­test, kommst du nicht umher, dich mit der Vermeidung von Füllwörtern aus­ein­an­der­zu­set­zen.

Um es dir zu erleich­tern, kannst du nach­fol­gen­de Punkte beach­ten.

Bewusstsein schaffen

Achte dar­auf, in wel­chen Situationen du Fülllaute nutzt. Wenn du kannst, zeich­ne dei­ne Gespräche auf und prü­fe sie auf Fülllaute. Falls das nicht mög­lich ist, bit­te eine Person dei­nes Vertrauens Füllwörter zu zäh­len.

Erst, wenn du dir über die Nutzung von Füllwörtern bewusst wirst und sie dir im nächs­ten Schritt beim Sprechen auf­fal­len, kannst du im letz­ten Schritt zur akti­ven Vermeidung antre­ten.

Beobachte ande­re Menschen in Hinsicht auf Fülllaute. Im Freundes- und Familienkreis wirst du eben­so fün­dig, wie im Berufsleben. Insbesondere bei Moderatoren, Politikern und öffent­li­chen Persönlichkeiten kannst du her­aus­fin­den, wie vie­le Fülllaute und in wel­cher Situation sie genutzt wer­den, wann sie stö­rend sind und damit dein Bewusstsein erwei­tern. Je inten­si­ver du dich mit dem Thema beschäf­tigst, des­to eher wird dir der Gebrauch von Fülllauten in eige­nen Sätzen auf­fal­len.

Tipp: Gerade bei geüb­ten Rednern deu­ten Fülllaute dar­auf hin, dass sie auf etwas ange­spro­chen wer­den, auf dass sie nicht aus­rei­chend vor­be­rei­tet sind oder gera­de ihre Gedanken im Kopf neu sor­tie­ren und umfor­men. (Beobachte das ins­be­son­de­re im poli­ti­schen Umfeld im Vergleich vor­be­rei­te­te Rede zu inten­si­ven Interview.)

Langsamer sprechen

Wenn du lang­sa­mer sprichst, hast du mehr Zeit, dei­ne Gedanken zu ord­nen. Dieses Mehr an Zeit ermög­licht dir, Sätze im Kopf zu for­mu­lie­ren, bevor du sie aus­sprichst.

Da Fülllaute haupt­säch­lich durch Denkpausen ent­ste­hen, ver­mei­dest du auf die­sem Weg aktiv deren Nutzung.

Gesprächspausen setzen

In die glei­che Kerbe schla­gen Gesprächspausen ein.

Sobald dir auf­fällt, dass du drohst den Faden zu ver­lie­ren oder einen neu­en Gedanken ersinnst, soll­test du eine kur­ze Pause machen.

Dies kann zudem dei­nem Zuhörer hel­fen, dem Gesagten zu fol­gen.

Sinnvoll ein­ge­setz­te Gesprächspausen sind wun­der­ba­re Stilmittel, die Gedanken beim Gegenüber ankom­men las­sen und dir Zeit ver­schaf­fen, Fülllaute zu ver­mei­den.

Tiefer atmen

Tiefe und ruhi­ge Atemzüge signa­li­sie­ren unse­rem Körper, dass alles in Ordnung ist und wir bewusst die Kontrolle behal­ten. Das ent­spannt und bringt die nöti­ge Ruhe und Sicherheit, die nötig ist, um ein Gespräch klar und struk­tu­riert zu füh­ren.

Vorbereitung

In einer locke­ren Unterhaltung sind Fülllaute auf­grund der spon­ta­nen Gesprächsinhalte nur für geüb­te Redner voll­stän­dig ent­fern­bar. Die meis­ten Menschen nut­zen hier und dort Fülllaute aus bereits beschrie­be­nen Gründen.

Da Fülllaute bei Denkpausen und Unsicherheit ent­ste­hen, kannst du dem vor­beu­gen: Übe wie­der­keh­ren­de Situationen ein und berei­te Verkaufsgespräche, Schulungen und Reden vor.

Indem du dich inten­siv mit dem, was du sagen möch­test, aus­ein­an­der­setzt, wirst du siche­rer. Indem du Formulierungen immer wie­der übst, eli­mi­nierst du auto­ma­tisch Fülllaute.

Gerade bei offi­zi­el­len Reden und Schulungen kannst du dei­ne Sprechinhalte dar­auf trai­nie­ren, ohne Fülllaute aus­zu­kom­men: ste­ti­ges wie­der­ho­len und ver­in­ner­li­chen eli­mi­niert auch den letz­ten Fülllaut.

Unterstützung kannst du aus Sprachaufzeichnungen zie­hen, die du beim Einüben anfer­ti­gen kannst.

Nicht übertreiben

Es ist wich­tig zu beach­ten, dass nichts Falsches dar­an ist, Fülllaute zu ver­wen­den. Sie sind ein natür­li­cher Teil der gespro­che­nen Sprache. Jedoch kann es in man­chen Situationen sinn­voll sein, die Anzahl der Fülllaute zu redu­zie­ren, um einen pro­fes­sio­nel­len oder sou­ve­rä­nen Eindruck zu hin­ter­las­sen.

Füllwörter vermeiden – Kommunikation ohne Ballast

Füllwörter sind Wörter, die um eine Aussage zu täti­gen, nicht benö­tigt wer­den. In der all­täg­li­chen Kommunikation sind sie häu­fig anzu­tref­fen und unpro­ble­ma­tisch.
In Verkaufsgesprächen, Schulungen und beson­ders in Reden sind sie – unbe­wusst ein­ge­setzt – Ballast.

Wer sei­ne Aussagen abschwä­chen oder ver­stär­ken möch­te, nutzt Füllwörter eben­so (z. B. sehr, wirk­lich), wie zum Überbrücken von Gedankenpausen (z. B. dem­entspre­chend, qua­si). Füllwörter kön­nen zudem per­sön­lich zuge­ord­net wer­den und zäh­len damit zu den per­sön­li­chen Marotten. So arbei­te ich mit einem Kollegen zusam­men, der das Wort „dem­entspre­chend“ in nahe­zu jeden Dialog ein­baut; es ist sei­ne per­sön­li­che „Sprachmarotte“. Und die­se „Sprachmarotten“ sind bei vie­len Menschen anzu­tref­fen und cha­rak­te­ri­sie­ren sie.

Was umgangs­sprach­lich im Alltag dazu­ge­hört, wird bei offi­zi­el­len und beruf­li­chen Anlässen zum Störfaktor.

Welche Füllwörter gibt es?

Herauszufinden, was unnö­ti­ge Füllwörter sind, ist nicht ein­fach. Ist das Wort wich­tig in sei­ner sprach­li­chen Funktion, soll­te es genutzt wer­den. Ist es ledig­lich Beiwerk, soll­te es weg­ge­las­sen wer­den.

Potenzielle Kandidaten für unnö­ti­ge Füllwörter sind:

  • „an und für sich“
    An und für sich bin ich damit ein­ver­stan­den.“ Besser: „Ich bin damit ein­ver­stan­den.“
  • auch
    „Das fin­de ich auch rich­tig.“
  • bloß
    „Wie kommt er bloß dar­auf?“
  • dem­entspre­chend
    „Dann kann ich Ihnen dem­entspre­chend Folgendes anbie­ten.“
  • denn
    „Wieso machst du das denn nicht?“
  • doch
    „Das kann doch nicht sein!“
  • durch­aus
    „Das sieht durch­aus gut an dir aus.“
  • eben
    „Das muss ich eben nach­schau­en.“
  • eh
    „Ich habe da eh kei­ne Lust zu.“
  • eigent­lich
    „Das ist eigent­lich ein­fach umzu­set­zen.“
  • erst mal
    „Das muss ich erst ein­mal sacken las­sen.“
  • etwa
    „Sie nut­zen etwa 5 GB im Monat.“
  • gar
    „Ich war gar nicht dar­auf vor­be­rei­tet, wie schnell die Zeit ver­gan­gen ist.“
  • gleich
    „Wir soll­ten gleich los­ge­hen, sonst ver­pas­sen wir den Zug.“
  • halt
    „Ich weiß auch nicht, war­um er sich so ver­hält, er ist halt manch­mal etwas eigen.“
  • im Endeffekt
    „Wir haben lan­ge dar­über dis­ku­tiert, aber im Endeffekt haben wir uns doch für den ers­ten Vorschlag ent­schie­den.“ Besser: „Wir haben lan­ge dar­über dis­ku­tiert und uns dann für den ers­ten Vorschlag ent­schie­den.“
  • im Grunde
    „Es ist im Grunde egal, ob wir Nudel- oder Kartoffelsalat vom Buffet strei­chen.“
  • irgend­wie
    „Ich habe irgend­wie das Gefühl, als hät­te ich Sie schon mal gese­hen.“
  • ja
    „Ich kann mir ja vor­stel­len, dass wir das Projekt bis zum Ende der Woche abschlie­ßen kön­nen.“
  • mal
    „Kannst du mir mal kurz hel­fen, den Karton hoch­zu­tra­gen?“
  • natür­lich
    „Das kön­nen wir natür­lich machen.“
  • nun
    „Da wir nun alle Argumente gehört haben, kön­nen wir das Vorgehen abstim­men.“
  • nur
    „Er hat nur zwei Versuche benö­tigt, um die Lösung zu fin­den.“
  • prin­zi­pi­ell
    „Ich bin prin­zi­pi­ell damit ein­ver­stan­den.“
  • qua­si
    „Das neue Smartphone ist qua­si eine ver­bes­ser­te Version des vor­he­ri­gen Modells.“
  • ruhig
    „Du kannst ruhig sagen, was du denkst, ich bin offen für Feedback.“
  • schon
    „Er hat schon 12 Abschlüsse, obwohl wir erst vier Stunden arbei­ten.“
  • sehr
    „Das Essen war sehr lecker, ich könn­te noch eine Portion davon essen.“
  • selbst­ver­ständ­lich
    „Ich hel­fe dir selbst­ver­ständ­lich beim Umzug, wir sind doch Freunde.“
  • sicher
    „Ich kann dir die Mail sicher wei­ter­lei­ten.“
  • übri­gens
    „Ich habe gese­hen, dass es heu­te übri­gens Currywurst in der Kantine gibt.“
  • wirk­lich
    „Das wuss­te ich wirk­lich nicht, dan­ke für die Information.“
  • wohl
    „Das wird wohl der Grund sein, war­um er nicht zum Treffen kom­men konn­te.“
  • zumin­dest
    „Damit haben wir zumin­dest einen Plan B, falls Plan A nicht funk­tio­niert.“

Gibt es Füllwörter, die sinnvoll sind?

Immer dann, wenn du eine Aussage ver­stär­ken oder abschwä­chen möch­test, kön­nen dir Füllwörter hel­fen.
Möchtest du dei­ne Begeisterung aus­drü­cken, dann ist ein „wirk­lich“ oder „sehr“ will­kom­men. Gleiches gilt dann, wenn eine star­ke Abneigung zum Ausdruck kom­men soll.

Faustregel: Immer dann, wenn ein Füllwort einen Mehrwert in dei­nem Satz bringt, kann es ver­wen­det wer­den.

Vermeide jedoch Worthülsen, denn Wörter wie „dem­entspre­chend“, „eigent­lich“ oder „qua­si“ ent­lar­ven dich genau­so wie „ähm“ und „äh“ als unge­üb­ten Sprecher.
Je bewuss­ter du dir über das, was du sagen möch­test, wirst, des­to leich­ter wird es dir fal­len, auf Fülllaute zu ver­zich­ten und Füllwörter sinn­voll und nutz­brin­gend zu nut­zen.

Zusammenfassung

Fülllaute:

Problem: Stören den Gesprächsfluss und wir­ken unpro­fes­sio­nell.

Ursache: Denkpausen und Unsicherheit.

Lösung:

  • Üben, üben, üben
  • Langsamer spre­chen
  • Gesprächspausen set­zen
  • Tiefer atmen
  • Vorbereiten

Wichtig: Fülllaute sind natür­lich, müs­sen aber in man­chen Situationen redu­ziert wer­den.


Füllwörter:

Definition: Wörter, die, um eine Aussage zu täti­gen, nicht benö­tigt wer­den.

Problem: in offi­zi­el­len Situationen Ballast.

Beispiele: „an und für sich“, „auch“, „bloß“, „dem­entspre­chend“, „denn“, „doch“, „durch­aus“, „eben“, „eh“, „eigent­lich“, „erst­mal“, „etwa“, „gar“, „gleich“, „halt“, „im Endeffekt“, „im Grunde“, „irgend­wie“, „ja“, „mal“, „natür­lich“, „nun“, „nur“, „prin­zi­pi­ell“, „qua­si“, „ruhig“, „schon“, „sehr“, „selbst­ver­ständ­lich“, „sicher“, „übri­gens“, „wirk­lich“, „wohl“, „zumin­dest“

Ausnahmen: Füllwörter kön­nen sinn­voll sein, um Aussagen zu ver­stär­ken oder abzu­schwä­chen.

Faustregel: Vermeide Worthülsen wie „dem­entspre­chend“, „eigent­lich“ oder „qua­si“.

Tipp: Zeichne dei­ne Gespräche auf und ana­ly­sie­re sie auf Füllwörter.


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