
Wir machen es täglich. Wenn wir uns nach dem Weg erkundigen. Wenn wir mit Arbeitskollegen über etwas sprechen, was uns nicht klar ist. Wenn wir etwas wissen wollen. Wir stellen Fragen. Unbewusst. Auf der Suche nach Antworten, die uns interessieren. Und spannend ist, dass wir auf alle Fragen Antworten erhalten.
Was wäre, wenn wir gezielt Fragen stellen würden?
Und wenn wir mit den Fragen Einfluss nehmen könnten auf unser Gegenüber?
Könnten wir dann bestimmen, wie Gespräche verlaufen? Hätten wir dann die Möglichkeit, die Oberhand zu behalten?
Nach diesem Artikel wirst du erkennen, dass Fragen ein kraftvolles und dominantes Kommunikationswerkzeug sind. Du wirst in der Lage sein, bessere Fragen zu formulieren, die dich im Gespräch gezielt zu deinem gewünschten Ziel führen.
Ich frage mich, was Fragen sind
Welche Aufgaben haben Fragen überhaupt?
Sie lenken die Aufmerksamkeit und stimulieren das Denken.
Durch Fragen können wir uns oder unser Gegenüber gezielt auf bestimmte Informationen oder Perspektiven fokussieren und so dazu anregen, sich aktiv mit einem Thema auseinanderzusetzen. Offene Fragen fördern kritisches Denken und kreative Lösungsansätze, während geschlossene Fragen schnelles und eindeutiges Feedback ermöglichen.
Fragen fördern das gegenseitige Verständnis und den Austausch von Informationen.
Fragen ermöglichen es uns, Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind. Durch Fragen können wir Informationen erfragen, die uns sonst nicht zugänglich wären, und so unser Wissen und unsere Perspektiven erweitern. Mittels Fragen können wir herausfinden, was unser Gegenüber denkt und uns gemeinsam kalibrieren.
Fragen schaffen Beziehungen und bauen Vertrauen auf.
Fragen zeigen Interesse und Wertschätzung für die Gedanken und Gefühle des anderen. Durch Fragen können wir Empathie und Verständnis demonstrieren und so eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen.
Fragen können zur Meinungsbildung und Entscheidungsfindung beitragen.
Indem wir gezielte Fragen stellen, können wir unterschiedliche Standpunkte beleuchten und die Vor- und Nachteile verschiedener Optionen abwägen. Dadurch sind wir in der Lage, fundierte Entscheidungen zu treffen, die auf einer Vielzahl von Informationen und Perspektiven basieren. Ebenso können wir durch das Stellen der richtigen Fragen auch bei unserem Gegenüber diesen Effekt erzielen.
Fragen können motivieren und inspirieren.
Die richtigen Fragen können Menschen dazu anregen, ihre eigenen Potenziale zu erkennen und neue Herausforderungen anzugehen. Durch Fragen können wir Denkanstöße geben und neue Perspektiven eröffnen, die zu kreativen Lösungen und innovativen Ideen führen können.
Fragen sind allgegenwärtig
Im Journalismus: Fragen sind das zentrale Werkzeug, um Informationen zu sammeln und Missstände aufzudecken.
In der Pädagogik: Fragen fördern das Lernen und die Entwicklung kritischer Denkfähigkeiten.
In der Psychologie: Fragen werden verwendet, um die Gedanken und Gefühle von Menschen zu verstehen und ihnen zu helfen, sich selbst besser zu verstehen.
In der Verhandlungsführung: Fragen können dazu eingesetzt werden, die Interessen der anderen Partei zu verstehen und eine Win-win-Situation zu erreichen.
Fazit: Fragen sind ein Schlüssel zu erfolgreicher Kommunikation und einem besseren Miteinander.
Grundregeln – missachtest du sie, gehen deine Fragen nach hinten los
Es gibt zwei Grundregeln, die bei allen Fragen unbedingt eingehalten werden sollten. Wenn du diese Grundregeln missachtest, wirst du, egal, wie gut deine Fragetechniken sind, Misserfolg ernten.
Stelle nur Fragen, auf die du eine Antwort hören möchtest
Egal, ob im Verkauf oder Alltag. Viele Menschen neigen dazu, unbedacht Fragen zu stellen. Dabei bestimmt das Wie automatisch das Was.
Wenn ich meine Frau frage, ob ich die Spülmaschine ausräumen soll, dann wird die Antwort stets „Ja“ lauten. Wieso sollte ich diese Frage stellen, wenn ich ungern die Spülmaschine ausräume? Und selbst diese Frage ist falsch gestellt, worauf ich gleich noch einmal zurückkommen werde.
Besser wäre es doch so zu fragen, dass meine Frau sie ausräumt. Vielleicht nicht so direkt, sondern geschickter formuliert: „Schatz, räumst du eben die Spülmaschine aus, dann werde ich eben den Müll herausbringen?“
Gewöhne dir an, nur Fragen zu stellen, auf die du die Antwort hören möchtest.
Und wenn es keine Frage gibt, die dich nicht zur gewünschten Antwort führt, lasse sie weg und komme direkt darauf, was du möchtest.
Viele ungeübte telefonische Kundenberater fragen: „Darf ich Ihnen ein Angebot machen?“ Absurd. Die Antwort könnte „Nein.“ lauten. Oftmals hört man am Telefon: „Haben Sie kurz Zeit?“ Noch einfacher kann es dem Gegenüber nicht gemacht werden, aus der Gesprächssituation zu entkommen.
Anstatt solche aus Höflichkeit gestellte Fragen zu ersuchen, solltest du direkt zur Sache kommen. Dein Gegenüber wird es dich wissen lassen, wenn es kein Angebot hören möchte oder dein Anruf tatsächlich zeitlich unpassend kommt.
Die Qualität deiner Fragen bestimmt die Qualität deiner Antworten
Je mehr Zeit du investierst in die Thematik „Fragestellung“, desto hochwertiger werden deine Fragen und du erhältst die gewünschten Antworten.
Kommen wir zum oben geschilderten Frage „Wieso sollte ich diese Frage stellen, wenn ich ungern die Spülmaschine ausräume?“ zurück. Ich schrieb, dass diese Frage falsch gestellt sei, da ich ungern die Spülmaschine ausräume. Aber warum ist das so?
Kurz und knapp: Weil unser Gehirn Antworten auf die Fragen sucht, die wir ihm stellen.
Wenn ich mich frage, warum ich die Frage, ob ich die Spülmaschine ausräumen sollte, überhaupt stellen sollte, werde darauf Antworten bekommen. Mein Gehirn beschäftigt sich mit der Suche nach Antworten auf ebendiese Frage. Und es wird fündig. Ich würde meiner Frau einen Gefallen tun, sie würde sich freuen, ich könnte den Preis „Ehemann des Jahres“ gewinnen. Etc.
Diese Art Fragen stellen ungeübte Verkäufer tagtäglich.
„Warum haben Sie gekündigt?“, „Wieso haben kein Interesse?“, „Was finden Sie am Angebot schlecht?“, „Warum regen Sie sich so auf?“, „Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen etwas Falsches sagen könnte?“
Der Kunde wird sich gedanklich damit auseinandersetzen, warum er gekündigt hat, weshalb er kein Interesse hat, was er alles schlecht findet, warum er sich aufregt und weshalb du ihn belügst. Die Frage zwingt ihn geradezu in eine negative Gedankenausrichtung. Und schlimmer noch. Es kann sein, dass er sich dann selbst bestätigt oder in Rage bringt und am Ende gar nicht mehr mit dir sprechen möchte.
Doch wie finden wir aus diesem Dilemma raus? Indem wir die Fragen qualitativ so stellen, dass uns die Antworten nach vorn bringen.
Statt zu fragen, warum der Vertrag gekündigt wurde: „Was muss ich für Sie machen, damit Sie bei uns bleiben?“
Anstelle zu hinterfragen, wieso kein Interesse besteht: „Womit kann ich denn Ihr Interesse wecken?“
Vermeide, herauszufinden, was alles an deinem Angebot schlecht ist und versuche es mit: „Was muss ich für Sie tun, damit Ihnen das Angebot besser gefällt?“
Statt dem Kunden die Frage zu stellen, warum er sich so aufregt: „Welche Erwartung haben Sie an mich, damit Sie am Ende unseres Gesprächs zufriedener sind?“
Und rege dich nicht darüber auf, wenn dein Kunde unsicher ist und meint, du würdest ihn anschwindeln: „Welche Sicherheit benötigen Sie, damit Sie mein Angebot annehmen?“
Lerne deine Fragen so zu stellen, dass sie dich und das Verkaufsgespräch nach vorn bringen.
Wie kann ich das trainieren?
Gewöhne dir an, Fragen bewusst zu stellen.
Nimm dir dafür täglich einige Minuten Zeit, dein Unterbewusstsein auf hochwertige Fragen zu trainieren.
Als du lesen lerntest, musstest du dir anfangs Buchstabe für Buchstabe ansehen und daraus Wörter formen. Jetzt liest du flüssig und meistens ohne darüber nachzudenken, wie die Buchstaben Wörter und die Wörter ganze Sätze formen. Es sei denn, ein unbekanntes Wort kreuzt deinen Weg, dann musst du kurz grübeln. Ein paar Beispiele gefällig? Altbaucharme, Rotzeder, Baumentaster, Hoffensterchen, Kreischorverband und Zwergelstern werden beim erstmaligen Lesen oftmals falsch entschlüsselt.
Genauso wird es dir anfangs beim Thema „Qualitativ hochwertige Fragen stellen“ ergehen. Doch schon bald gehen sie dir in Fleisch und Blut über.
Dafür ist es notwendig, dass du dir vor dem Fragen bei jeder Frage bewusst machst:
- Erhalte ich eine Antwort, die ich wirklich hören möchte?
- Ist die Frage so formuliert, dass sie das Gespräch in die für mich richtige Richtung lenkt?
- Wird die Frage die Gedanken meines Gegenübers darauf fokussieren, was ich will?
Nur, wenn du diese Fragen mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten kannst, solltest du sie stellen.
Ein abschließendes Beispiel, das zeigt, dass Fragen dir in jeder Situation weiterhelfen können.
Du möchtest gerne Steak essen, doch dein Gegenüber lieber zum Chinesen gehen. Probiere es mit: „Was hältst du davon, dass wir heute zum Steakhouse gehen, dann können mir beim nächsten Mal zum Chinesen gehen?“
Fragen, die auf den falschen Weg führen:
1. Suggestive Fragen:
- „Soll ich dir nicht lieber helfen?“ (impliziert, dass du ohne Hilfe nicht zurechtkommst)
- „Findest du nicht auch, dass dieser Pullover schrecklich aussieht?“ (beinhaltet, dass du deine Meinung teilen sollst)
2. Falsche Dichotomien:
- „Willst du lieber Pizza oder Pasta?“ (andere Möglichkeiten werden ignoriert)
- „Bist du faul oder einfach nur müde?“ (impliziert, dass Faulheit die einzige Alternative zur Müdigkeit ist)
3. Fangfragen:
- „Hast du aufgehört, mich zu schlagen?“ (impliziert, dass du jemanden geschlagen hast)
- „Woher weißt du, dass ich lüge?“ (impliziert, dass du lügst)
4. Fragen mit Vorannahmen:
- „Warum hast du so viel Geld ausgegeben?“ (impliziert, dass du zu viel Geld ausgegeben hast)
- „Was hast du dir dabei gedacht?“ (impliziert, dass du etwas Dummes getan hast)
5. Unklare Fragen:
- „Was ist los?“ (kann auf viele Arten interpretiert werden)
- „Wie geht es dir?“ (kann eine oberflächliche Frage oder eine ernsthafte Anfrage sein)
Zusätzliche Tipps:
- Achte auf die Wortwahl und den Tonfall deiner Fragen.
- Vermeide es, Fragen zu stellen, die den anderen unter Druck setzen oder in die Enge treiben.
- Stelle offene Fragen, die dem anderen ermöglichen, seine Meinung zu äußern.
- Sei ein guter Zuhörer und höre aktiv zu, was der andere zu sagen hat.
Fazit:
Fragen können ein mächtiges Werkzeug sein, um Informationen zu erhalten und Gespräche zu führen. Es ist jedoch wichtig, die richtigen Fragen zu stellen, um nicht auf den falschen Weg geführt zu werden.
Entdecke mehr von Stephan Fuchs
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E‑Mail zu erhalten.